Abdullah Frères

1979

in Zusammenarbeit mit Bettina Gruber

Film
Ausschnitt: 2:36 Min. von insgesamt 23 Min.
schwarz-weiß
Ton
Produktion auf Japan-Standard I
mit 13 Plansequenzen (fast) ohne Schnitt
Darsteller: Herbert Burkert, Bettina Gruber, Gaby Grünebaum, Thomas Grünfeld, Barbara Hahn, Achim Mantscheff, Maria Vedder

Diesem Film über das Leben aus zweiter Hand liegt eine authentische Geschichte zu Grunde. In der Mitte des 19ten Jahrhunderts entschloss sich der in Istanbul lebende Sultan Abdul Aziz, seinen Serail nicht mehr zu verlassen. Da er jedoch das Interesse an der Außenwelt nicht verloren hatte, beauftragte er die Fotografen Abdullah, diese für ihn zu fotografieren. Die Brüder Abdullah lernten das Handwerk vom englischen Fotografen Roger Fenton, der durch den Krimkrieg in die Türkei kam. Die Brüder Abdullah fotografierten vor allem im Orient, eine Reise brachte sie bis nach Paris. Die Sammlung ihrer Fotografien ist archiviert in der Istanbuler Bibliothek.

Der Film erzählt in der Tradition des orientalischen Märchens: Geschichten werden eingerahmt von anderen Geschichten. Ein Rahmen ist die Erzählebene, in der der Erzähler schildert, was er gehört hat. Ein weiterer Rahmen ist die Ebene der Annäherung der Fotografen an die Orte, über die sie berichten werden. Die Annäherungsebenen werden dargestellt mit Videoinstallationen, z.B. ein fliegender Teppich mit einem leuchtenden Fernseher zeigt das Unterwegssein in den Osten. Jede der vier Videoinstallationen steht für eine Reise in eine jeweils andere Himmelsrichtung, der wiederum eines der vier Elemente zugeordnet ist. Die Erlebnisebenen erscheinen auf den Fernsehern der Videoinstallationen und geben die Berichte der Brüder Abdullah wieder. Die Himmelsrichtungen und Elemente werden angedeutet durch Zeichen aus der Symbolsprache der buddhistischen Ontologie, der Lehre vom Sein: für Süden und Erde steht das Viereck, für Norden und Wasser der Kreis, für Osten und Luft der Halbkreis, für Westen und Feuer das Dreieck.

Die Arbeit ist ein Beispiel dafür, wie die verfügbare Technik für die künstlerische Form nutzbar gemacht wird: schwarz-weiß, lange Einstellungen, ganz wenige Schnitte, nur Original-Ton. Es gab Ende der 70er Jahre ausserhalb der Fernsehanstalten keine Schnittsteuerung, man konnte die Schnittpunkte nur sehr ungefähr festlegen. Es wird mit dem sogenannten Kameraschnitt jeweils in der Ausnahme geschnitten durch Lichtwechsel, Zoom, Fahrt, Schwenk, Personen-Auftritt wie im Theater.
Des weiteren wird eine spezifische Eigenschaft der analogen Röhrenvideokamera genutzt. Ihre Überempfindlichkeit für starke Kontraste, z.B. eine Lichtquelle vor dunkler Wand, führt zu einem „Nachziehen“ von Schattenlinien. Mit diese Linien oder Schlieren wird in dem Film gezeichnet.