Freilichtbühne NS-Ordensburg Vogelsang/Eifel
Archiv Vogelsang IP / Fotograf: Atelier Schmeck, Aachen: Die architektonische Bühneninszenierung der Hangbebauung und des Hauptgebäudes als Postkartenmotiv, 1938
Archiv Vogelsang IP / Fotograf: Atelier Mertens, Gemünd: Maifeier auf der Freilichtbühne am 1. Mai 1937
Die einstige Ordensburg Vogelsang im Nationalpark Eifel ist neben der „Kraft durch Freude“-Ferienanlage Prora auf Rügen und den Parteitagsbauten in Nürnberg die größte bauliche Hinterlassenschaft der Nationalsozialisten.
Der Name Vogelsang ergab sich aus der historischen Bezeichnung des Geländes.
Mit dem Begriff Ordensburg sollte an den Deutschen Orden des Mittelalters angeknüpft werden, dessen christliche Ritter den Osten Europas eroberten. Ihre Kreuzzüge galten als perfides Vorbild für die Unterwerfung des Ostens.
Die Anlage diente der NSDAP zwischen 1936 und 1939 als Schulungsstätte für den Nachwuchs des NSDAP-Führungskaders, den sogenannten „Ordensjunkern”.
Insgesamt war der Gebäudekomplex für 1000 Menschen ausgelegt.
Am Beispiel Vogelsang wird deutlich, wie sehr Architektur eingesetzt wurde, um Macht und Herrschaft der Partei zu dokumentieren.
Mitten in der Eifel wollte Adolf Hitler die Nachwuchselite für die NSDAP heranziehen. Von 1936 bis 1939 ließ er hier rund 2000 Männer ausbilden, viele von ihnen waren später in Osteuropa für Massaker an Juden verantwortlich. Bei seinem zweiten Besuch auf Burg Vogelsang hält er eine Rede über „die Auslese der Tüchtigen“ und die Ausrottung des Mitleids und erläutert seine Ideologie vom abgehärteten Germanen.
Stefan Wunsch, Wissenschaftlicher Leiter Vogelsang IP: „Es ging um die Inszenierung eines männlich-heroischen, aktivistischen und opfer- wie einsatzbereiten Menschenbildes mit dem Ziel, eine dauerhafte völkisch-rassistische Herrschaftsordnung zu begründen.”
Die Freilichtbühne ist ein zentrales Element im insgesamten Gebäudekomplex. Ihre Architektur entspricht den Vorgaben für die Errichtung der geplanten 400 Thingstätten: Ausrichtung nach Norden, landschaftlich beeindruckende Lage, im Halbkreis ansteigende Zuschauerränge. Sie hatte eine amphitheatralische Tribüne mit 800 Sitzplätzen, wie ein griechisches Miniaturtheater. Sie wurde während ihrer Errichtung als Thingstätte bezeichnet, ab 1936 als Feierstätte, und diente als multifunktionale Bühne.
Beim Kriegsausbruch im September 1939 wurden der Schulbetrieb eingestellt, die Ordensjunker entlassen und zur Wehrmacht eingezogen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Komplex von britischen Streitkräften besetzt. Von 1950 bis Ende 2005 wurde die Infrastruktur vom belgischen Militär übernommen. Seit 1989 stehen die Gebäude unter Denkmalschutz.
Seit dem 1. Januar 2006 ist die Anlage wieder der Öffentlichkeit als „Vogelsang Internationaler Platz “ zugänglich. Die Vogelsang IP ist eine gemeinnützige GmbH und hat sich die Umgestaltung und die Erarbeitung verschiedener neuer Nutzungskonzepte der gesamten Anlage zur Aufgabe gemacht.
2016 wurde Vogelsang im Rahmen einer Dauerausstellung und als architektonische Erinnerungsstätte zu einem NS-Dokumentationszentrum und zu einer internationalen Begegnungs- und Bildungsstätte.
