Stedingsehre in Ganderkesee, Landkreis Oldenburg



Architekt Walter Reimann, Berlin

Die Freilichtbühne Stedingsehre wurde von der NSDAP als „Oberammergau des Nordens“ bezeichnet. Der Berg, auf dem sie errichtet wurde, war für die nationalsozialistische Inszenierung ein idealer Ort, da er einen beeindruckenden Ausblick über das gesamte Stedinger Land bot.
Das Zuschauerhalbrund fasste mehr als 20.000 Menschen. Es war durch einen Wassergraben von der Bühne getrennt, auf der ein mittelalterliches Kulissendorf errichtet wurde.
Der Name bezieht sich auf den Stedingerkrieg, ein Kreuzzug des Erzbistums Bremen gegen die Bewohner des Landes Stedingen im Jahr 1234. Fast die ganze Stedinger Bevölkerung wurde vernichtet.
Der 700. Jahrestag dieser Schlacht bei Altenesch war der Anlass für den Bau der Freilichtbühne. Für das Jubiläum wurde das Theaterstück „De Stedinge“ geschrieben und aufgeführt mit 300 Laienspielern, Pferden und neuester Technik. Es wurde von ca. 230.000 Besuchern gesehen. Auch  Massenkundgebungen der NSDAP fanden auf der Freilichtbühne statt.

Zum Ende des Krieges 1945 besetzten kanadische und britische Truppen den Ort Ganderkesee und damit auch die Freilichtbühne. Ein Abriss der Anlage war nicht geplant. Die britische Militärregierung genehmigte eine Landesversehrtenschule in den ehemaligen Gebäuden des Spieldorfs.
Die Freilichtbühne wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch vereinzelt genutzt. 1954 gab es anlässlich des 720. Jahrestages der Schlacht bei Altenesch eine Feier von regionalen Vereinen und Verbänden auf der Freilichtbühne.
Die Häuser des Spieldorfes wurden viele Jahre vom Berufsförderungswerk genutzt.

2022 wurde im Spieldorf ein Informations- und Dokumentationszentrum (IDZ) eröffnet zur kritischen Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit dieses Ortes.