Tagesspiegel

30.6.2012

Gestaltung einer Seite im Berliner Tagesspiegel

Die Künstlerin
Maria Vedder gehört mit Valie Export und Ulrike Rosenbach zu den frühen Medienkünstlerinnen. Seit den 70er Jahren beschäftigt sie sich mit Video, Fotografie und der Frage, wie sich kulturelle und wissenschaftliche Phänomene in – häufig poetische – Filme transformieren lassen. 1983 gab sie mit Bettina Gruber ein Buch über die aktuelle Videokunst heraus. Studiert hat Vedder Fotografie, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie Sozialwissenschaft in Köln. Seit 1991 ist sie Professorin für Medienkunst an der Universität der Künste Berlin. Die Verknüpfung von Theorie und individueller künstlerischer Perspektive ist typisch für ihr Werk, das man weltweit in Sammlungen findet: darunter in der Tate Gallery Liverpool und im Neuen Berliner Kunstverein. Mehr unter www.mariavedder.de

Die Kunst
Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Wer sich die Hände vors Gesicht schlägt, der hat genug oder zu viel gesehen. Wie passend, dass Maria Vedder diese Geste unscharf und grobkörnig reproduziert – als wolle sie die Abgebildeten schützen. Tatsächlich aber führt gerade die Fotografie dazu, dass sich nun jeder ein Bild vom Seelenzustand des Porträtierten machen kann. Diese Ambivalenz der Medien ist eines von Maria Vedders großen Themen. Seit langem sammelt sie für ihr Projekt „No Senses“ Zeitungsbilder – darunter viele aus dem Tagesspiegel -, auf denen sich Menschen Augen, Mund oder Ohren zuhalten und so die Kommunikation mit der Umwelt einstellen. Mehr als 700 Fotos hat die Künstlerin gesammelt, in einem Videoloop fügt sie sie zu einem Strom zusammen, der das Einzelbild im Übermaß der Eindrücke untergehen lässt. „Das Projekt endet nie, da Maria Vedder permanent weitersammelt“, heißt es auf ihrer Homepage. „Es sei denn, irgendwann gibt es keine Zeitungen mehr.“ Vedders Arbeiten sind noch heute bei tamtamArt, Weichselstr. 8, zu sehen.