Berlin 21.6.1996

1996

Film
11:37 Min.
Tanz: Torsten Haase
Kamera: Klaus Dörries
Schnitt: Nathalie Persillier
Musik: Lutz Glandien, Bert Wrede, Günther Heinz, Helmut Zapf
Kameraassistenz: Martin von Bülow

Die Arbeit entstand 1996 für das Installationsprojekt „VORTEX“ von Berliner Videomachern und Musikern anlässlich der SONAMBIENTE, Festival für internationale Klangkunst der Akademie der Künste Berlin. Vortex ist eine audiovisuelle Installation, die die Chronologie eines Tages mit verschiedenen geografischen Punkten Berlins verbindet.
Konzeption zu Vortex: Heiko Daxl, Gerd Rische
http://projekte.adk.de/sonambiente/artistsw/vortexw.htm

Alle Aufnahmen wurden gemacht am 21.6.1996, der Sommersonnenwende. Ort und Uhrzeit sind nach einem Zufallsprinzip ausgewählt und waren erst am Tag zuvor bekannt. Auch die Musiker zeichneten ihre Töne in derselben Situation auf.
Das Video ist eine Mischung aus Inszenierung (des Tänzers) und Dokumentation (der ihn umgebenen Wirklichkeit).

Synopsis:
Ein Video über Berlin in 4 Folgen.
Ein Mann mit einer Aktentasche läuft an einem bestimmten Tag, dem 21. Juni 1996, durch Berlin.

Großer Bahnhof.
Wartenberg/Falkenberg 1-2 Uhr
Musik: Lutz Glandien
Des nachts um 2 Uhr bewegt er sich treppauf, treppab in dem grellerleuchteten verlassenen Vorstadtbahnhof. Die einzige Begegnung ist mit seinesgleichen, das wird ihm im Lauf des Tages immer wieder passieren. Sein zielstrebiger Gang wird unterbrochen durch tänzerische Ausfallschritte.

Spargelzeit.
Schöneberg 9-10 Uhr
Musik: Bert Wrede
Morgens um 9 Uhr gesellt er sich zu den Menschen, die in die Büros eilen oder auf dem Markt einkaufen. Fast alle tragen ebenfalls Aktentaschen oder andere Behältnisse geheimnisvoll mit sich herum. Mit wissenschaftlicher Untersuchungsmethode wird versucht, den Inhalt der Taschen zu ergründen. Der natürliche Bewegungsablauf wird gestoppt, die Tasche elektronisch vergrößert bis hin zum kleinsten Bildpixel. Doch je mehr wir uns nähern, desto weniger erkennen wir.

eins vor zwei zurück.
Friedrichshain 15-16 Uhr
Musik: Günther Heinz
Auf der wegen Bauarbeiten für die Autos gesperrten, sonst von tosendem Verkehr erfüllten Straße bewegt er sich nachmittags um drei tanzend vor- und rückwärts oder im Kreis oder gar auf der Stelle, so dass durch die elektronische Montage er nicht nur sich selbst begegnen kann, sondern die lineare Kontinuität von Raum und Zeit aufgehoben erscheint.

Mon Capitaine.
Neukölln 18-19 Uhr
Musik: Helmut Zapf
Die tiefstehende Sonne um 18 Uhr führt ihn an einen ruhigen idyllischen Ort mitten in der Großstadt. Die fließenden Bewegungen der von der Kamera beobachteten Abläufe und Objekte lassen ihn kurz innehalten. Doch bald nimmt er seinen ruhelosen und zielstrebig wirkenden Gang wieder auf.